Prävention und Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit , Datum: 05.02.2024, Format: Artikel

Muslimfeindlichkeit

"Muslimfeindlichkeit (auch: Antimuslimischer Rassismus) bezeichnet die Zuschreibung pauschaler, weitestgehend unveränderbarer, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslim*innen und als muslimisch wahrgenommenen Menschen. Dadurch wird bewusst oder unbewusst eine 'Fremdheit' oder sogar Feindlichkeit konstruiert. Dies führt zu vielschichtigengesellschaftlichen Ausgrenzungs- und Diskriminierungsprozessen,die sich diskursiv, individuell, institutionell oderstrukturell vollziehen und bis hin zu Gewaltanwendung reichen können." (UEM, 2023)

Ein zentrales Thema der Arbeit der Deutschen Islam Konferenz stellt die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die Verhinderung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit mit einem Schwerpunkt auf der Prävention und Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit dar.

Um Polarisierungstendenzen innerhalb der Gesellschaft entgegenzuwirken, fördert die DIK seit langem den Austausch über effektive und bewährte Strategien und Ansätze zur Verhinderung von Phänomenen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. So wurde das Thema der Islam- und Muslimfeindlichkeit 2012 im Rahmen der DIK erstmals auf Bundesebene öffentlich debattiert und fand anschließend Eingang in das Präventionsprogramm des Bundes "Demokratie leben!". Mittlerweile wird Islamfeindlichkeit auch im Rahmen der Statistik der Politisch Motivierten Kriminalität als eigenes Phänomen erhoben.

Ende April 2019 wurden im Rahmen eines Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern aus Praxis und Wissenschaft sowie der muslimischen Zivilgesellschaft Ausmaß und Ursache von Muslimfeindlichkeit auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen diskutiert sowie praxisorientierte Ansätze zur Prävention dargestellt.

Unabhängiger Expertenkreis Muslimfeindlichkeit

Um die Anstrengungen im Kampf gegen Muslimfeindlichkeit zu intensivieren, insbesondere aber auch in Reaktion auf die rassistisch motivierten Anschläge in Hanau am 19. Februar 2020 hat das Bundesministerium des Innern und für Heimat im September 2020 den Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) einberufen.

Der UEM erhielt den Auftrag, aktuelle und sich wandelnde Erscheinungsformen von Muslim- und Islamfeindlichkeit in Deutschland zu analysieren und als Ergebnis seiner unabhängigen Arbeit einen Bericht vorzulegen sowie Empfehlungen für den Kampf gegen antimuslimischen Hass und islamfeindliche Ausgrenzung zu erarbeiten.

Die Arbeit des UEM wurde vom Bundesministerium des Innern und für Heimat mit Mitteln der Deutschen Islam Konferenz gefördert.

Mitglieder des Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit

Die Mitglieder des UEM sind ausgewiesene Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis, die sich mit Ausdrucksformen, Wirkungsweisen und der Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit befassen:

  • Karima Benbrahim, Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit Nordrhein-Westfalen (IDA-NRW)
  • Saba-Nur Cheema, Goethe-Universität Frankfurt am Main / Bildungsstätte Anne Frank e. V.
  • Dr. Yasemin El-Menouar, Bertelsmann Stiftung
  • Prof. Dr. Karim Fereidooni, Ruhr-Universität Bochum
  • Prof. Dr. Kai Hafez, Universität Erfurt
  • Özcan Karadeniz, Verband binationaler Familien und Partnerschaften e. V.
  • Prof. Dr. Anja Middelbeck-Varwick, Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Prof. Dr. Mathias Rohe, Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg
  • Prof. Dr. Christine Schirrmacher, Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Katholische Universität Löwen

Aus privaten bzw. beruflichen Gründen sind die Mitglieder Prof. Dr. Iman Attia und Dr. Yasemin Shooman ausgeschieden. Nina Mühe, damalige Projektleiterin von CLAIM (Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit), ist verstorben.

Koordinierungsstelle des Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit

Die Vertretung und Koordinierung des Expertenkreises wurde von Prof. Dr. Mathias Rohe gemeinsam mit Karima Benbrahim als Stellvertreterin wahrgenommen. Die Koordinierungsstelle wurde seitens UEM am Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa (EZIRE) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg eingerichtet und von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen unterstützt.

Arbeitsweise des Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit

Der UEM war in seiner Arbeitsweise und inhaltlichen Schwerpunktsetzung unabhängig.

Die Arbeit des UEM begann im September 2020. Insgesamt fanden bis Mitte 2023 rund 90 Sitzungen in Plenum, Arbeitsgruppen und Gesprächsrunden mit Expertinnen und Experten statt.

Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz. Abschlussbericht des Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit 2023.

Der Abschlussbericht des UEM wurde dem Bundesministerium des Innern und für Heimat am 29. Juni 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz übergeben.

Die weitere Befassung mit dem Abschlussbericht des UEM soll im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz vorgenommen werden.

Weitere Informationen:

  • Die digitalen Versionen der Zusammenfassung des Berichts in den Sprachen Arabisch, Französisch, Spanisch und Türkisch können auf dieser Seite heruntergeladen werden.
  • Es wird darauf hingewiesen, dass der Bericht des UEM die unabhängige Position des UEM widerspiegelt. Es handelt sich nicht um einen Bericht des Bundesministeriums des Innern und für Heimat oder der Bundesregierung. Der Bericht kann Standpunkte und Positionen enthalten, die nicht denen der Bundesregierung entsprechen.

Der UEM hat im Rahmen seiner Tätigkeit auch externe Expertise zu bestimmten Fragestellungen eingeholt. Unter "Downloads" finden Sie die Stellungnahmen und Studien, die vom UEM beauftragt und durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz gefördert wurden.