Neue Studie beleuchtet die Struktur und Angebote islamischer Gemeinden in Deutschland , Datum: 01.02.2024, Format: Meldung, Bereich: Im Dialog

Cover der Studie Quelle: Nomos Verlag

Erstmals seit 2011 liegen aktuelle Informationen zur Zahl der islamischen einschließlich alevitischen Gemeinden und Religionsbediensteten in Deutschland vor.

Laut der neuen Studie des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung, die aus Mitteln der Deutschen Islam Konferenz gefördert wurde, existieren in Deutschland ca. 2.600 solcher Gemeinden. Bei 5% der in der Studie befragten Gemeinden handelte es sich um alevitische Cem-Häuser. Aufgrund der Ergebnisse kann die Zahl der Moscheen in Deutschland auf knapp 2.500 und die der Cem-Häuser auf über 100 geschätzt werden. Hier arbeiten rund 2.200 Imame bzw. rund 100 alevitische Dedes. Mehr als die Hälfte der Gemeinden verfügt auch über weibliches religiöses Personal.

Die Studie zeigt, dass sich die Organisationslandschaft der islamischen Gemeinden in Deutschland nach der Einwanderung zahlreicher Musliminnen und Muslime in den Jahren 2015 und 2016 überraschenderweise nicht nennenswert verändert hat. Viele bestehende Gemeinden bieten hingegen neben ihren auch schon früher bestehenden religiösen und sozialen Angeboten zahlreiche zusätzliche Angebote für Geflüchtete an und haben dadurch ihren Nutzerkreis ausgeweitet.

Dem entspricht, dass der weit überwiegende Anteil der Gemeinden angibt, Nutzerinnen und Nutzer aus verschiedenen Herkunftsländern zu haben. Die Türkei bleibt mit größerem Abstand das am häufigsten genannte Herkunftsland, gefolgt von Syrien. Aber auch Deutschland wird mittlerweile als Herkunftsland genannt, ein Hinweis auf eine zunehmende Beheimatung der Gemeinden und ihrer Anhängerschaft. Weitere häufig genannte Herkünfte sind Afghanistan und Bosnien. Insgesamt verwendet der überwiegende Teil der Gemeinden auch Deutsch zumindest in Übersetzung bei religiösen Veranstaltungen.

Die Situation des religiösen Personals ist nach wie vor durch vielfach ungesicherte und oft befristete Arbeitsverhältnisse gekennzeichnet. Viele der Imame sind nach wie vor im Ausland sozialisiert und ausgebildet sowie für eine befristete Zeit nach Deutschland entsandt – mit der Konsequenz geringer Deutschkenntnisse und eines großen Fortbildungsbedarfs. Dennoch machen sich die neuen Ausbildungsmöglichkeiten für Imame und Predigerinnen in Deutschland langsam in den Gemeinden bemerkbar.

Die Gemeinden finanzieren sich weit überwiegend aus Spenden, ehrenamtlicher Arbeit und Mitgliedsbeiträgen. Knapp jede zehnte Gemeinde erhält öffentliche Fördermittel durch Kommune, Land oder Bund.

Die Studie empfiehlt vor allem, dass islamische Gemeinden in der Breite gefördert werden sollten. Aus- und Weiterbildungsangebote für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende der Gemeinden, einschließlich Imame und Dedes, sollten ausgebaut und zielgerichtet vermittelt werden. Dabei sollten Förderprogramme so konzipiert werden, dass auch kleinere Gemeinden oder Organisationen ohne hauptamtliche Fachkräfte davon profitieren können. Über die stärkere Einbeziehung in kommunale Gremien und Ausschüsse können Teilhabe und Vertrauen ebenso wie die lokale Kooperation verbessert werden, so die Studie. Zudem brauche der interreligiöse Dialog neue Impulse.

Der Link zur Studie ist unter "weitere Informationen" zu finden.